Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2020: „Rückführungspatenschaft“ und „Corona-Diktatur“
Zum ersten Mal entscheidet sich die Jury für ein „Unwort-Paar“. „Rückführungspatenschaften“ sei ein Begriff der EU-Kommission, mit dem neue Mechanismen der Migrationspolitik bezeichnet wurden. Das Wort sei zynisch und beschönigend. Mit Rückführung sei nichts anderes gemeint als Abschiebung und die Patenschaft sei ein eigentlich positiv besetzter Begriff. Der Begriff der „Corona-Diktatur“ sei seit Beginn des öffentlichen Diskurses in der Pandemie von selbst ernannten „Querdenkern“ und rechten Propagandisten gebraucht worden, um regierungspolitische Maßnahmen zur Eindämmung zu diskreditieren.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2019: „Klimahysterie“
Mit dem Wort werden nach Auffassung der Jury Klimaschutzbemühungen und die Klimaschutzbewegung diffamiert und wichtige Debatten zum Klimaschutz diskreditiert.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2018: „Anti-Abschiebe-Industrie“
Der Begriff verhöhnt aus Sicht der Jury geltendes Recht. Er zeige auch, wie sich der politische Diskurs sprachlich und in der Sache nach rechts verschoben habe.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2017: „Alternative Fakten“
Mit dem Begriff sollen aus Sicht der Jury Falschbehauptungen politisch salonfähig gemacht werden.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2016: „Volksverräter“
Das Wort sei ein „Erbe von Diktaturen“ unter anderem der Nationalsozialisten.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2015: „Gutmensch“
Der Vorwurf diffamiere Hilfsbereitschaft und Toleranz pauschal als naiv und dumm, begründet die „Unwort“-Jury.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2014: „Lügenpresse“
Diese pauschale Verurteilung „verhindert fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit“, so die Jury.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2013: „Sozialtourismus“
Der Ausdruck diskriminiert laut Jury Menschen, „die aus purer Not in Deutschland eine bessere Zukunft suchen, und verschleiert ihr prinzipielles Recht hierzu“.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2012: „Opfer-Abo“
Die „Unwort“-Jury kritisiert, der Begriff stelle Frauen pauschal unter den Verdacht, sexuelle Gewalt zu erfinden und damit selbst Täterin zu sein. Wetter-Unternehmer Jörg Kachelmann hatte die Wortschöpfung, die seine Frau Miriam erfunden habe, unter anderem in einem „Spiegel“-Interview verwendet. Darin ergänzte er: „Frauen sind immer Opfer, selbst wenn sie Täterinnen wurden.“
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2011: „Döner-Morde“
Dieser Begriff ist für die Mordserie der rechtsextremistischen NSU-Terroristen verwendet worden. Mit der „sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung“ würden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt, erklärt die Jury.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2010: „alternativlos“
Das Wort suggeriere zu Unrecht, dass keine Diskussion mehr notwendig sei.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2009: „Betriebsratsverseucht“
Mit dem Wort werde die Vertretung von Arbeitnehmerinteressen skandalös diffamiert, heißt es in der Begründung.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2008: „Notleidende Banken“
Die Erklärung der Jury: „Das Verhältnis von Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise wird rundweg auf den Kopf gestellt. Während die Volkswirtschaften in ärgste Bedrängnis geraten und die Steuerzahler Milliardenkredite mittragen müssen, werden die Banken mit ihrer Finanzpolitik, durch die die Krise verursacht wurde, zu Opfern stilisiert.“
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2007: „Herdprämie“
Das Wort diffamiere Eltern, insbesondere Frauen, die ihre Kinder zu Hause erziehen, anstatt einen Krippenplatz in Anspruch zu nehmen.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2006: „Freiwillige Ausreise“
Freiwillige Ausreise meine in Abgrenzung zum amtlichen Begriff Abschiebung, der Zwangsmaßnahmen beinhaltet, die Konsequenz aus der „intensiven Beratung“ abgelehnter Asylbewerber in den sogenannten Ausreisezentren, die Bundesrepublik doch lieber von selbst wieder zu verlassen, begründet die Jury. Die Freiwilligkeit einer solchen Ausreise dürfe in vielen Fällen bezweifelt werden.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2005: „Entlassungsproduktivität“
Der Begriff „verschleiert die meist übermäßige Mehrbelastung derjenigen, die ihren Arbeitsplatz noch behalten konnten, was oft auch mit dem ebenfalls beschönigenden Wort von der ,Arbeitsverdichtung’ umschrieben wird. Aber auch die volkswirtschaftlich schädlichen Folgen der personellen Einsparung, die Finanzierung der Arbeitslosigkeit, werden mit diesem Terminus schamhaft verschwiegen“, so die Jury.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2004: „Humankapital“
„Der Gebrauch dieses Wortes aus der Wirtschaftsfachsprache breitet sich zunehmend auch in nichtfachlichen Bereichen aus und fördert damit die primär ökonomische Bewertung aller denkbaren Lebensbezüge“, kritisiert die Jury.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2003: „Tätervolk“
Hierbei handele es sich um einen grundsätzlich inakzeptablen Kollektivschuldvorwurf, der als potenziell möglicher Vorwurf gegen Juden bei Martin Hohmann schlicht antisemitisch sei.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2002: „Ich-AG“
Die Begründung der Jury: „Diese Wortbildung aus dem ,Hartz-Papier’ leidet bereits sachlich unter lächerlicher Unlogik, da ein Individuum keine Aktiengesellschaft sein kann. Selbst als ironisches Bild ist das Wort nicht hinzunehmen, da sich die aktuelle Arbeitslosigkeit mit solcher Art von Humor kaum noch verträgt.“
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2001: „Gotteskrieger“
Diese Selbst- und Fremdbezeichnung der Taliban- und El Qaeda-Terroristen werde von den Medien oft unkritisch übernommen. Besonders der Gebrauch in akustischen Medien lasse oft die Distanz zu diesem pseudoreligiösen Anspruch vermissen.
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Die „Unwörter“ der vergangenen 20 Jahre
2000: „National befreite Zone“
Bei diesem Terminus handele es sich um um eine „zynisch heroisierende Umschreibung einer Region, die von Rechtsextremisten terrorisiert“ werde.
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