Ein nagelneuer, hundert Jahre alter Rennwagen
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Ein nagelneuer, hundert Jahre alter Rennwagen
Foto: MHA/Marc Heckert 09.02.2021
Das größte Motorsportereignis im Westen Deutschlands Anfang vor hundert Jahren war die Eifelrundfahrt rund um Nideggen. Die ab 1922 vier Mal ausgerichtete Rennserie, die 1927 im Bau des Nürburgring mündete, soll im Sommer 2022 mit einem Jubiläumsrennen gefeiert werden. Wenn am 16. und 17. Juli in Nideggen mehr als 60 historische Rennfahrzeuge antreten, wird auch ein Wagen an den Start gehen, wie er vor vor einem Jahrhundert schon einmal dieses Rennen gewonnen hatte. Georg Becker aus Grevenbroich hat das Siegerautos von 1926 nachgebaut: ein Rennwagen auf Basis des Ford Model T, mit dem der Außenseiter Gustav Münz aus Düren eine Sportsensation geschafft hatte.
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Ein nagelneuer, hundert Jahre alter Rennwagen
Foto: Sammlung Becker/Sammlung Beckert Das Vorbild für Beckers Boliden: In voller Fahrt donnern bei der Eifelrundfahrt des Jahres 1926 Gustav Münz aus Düren – links im Cockpit – und sein Beifahrer Adolf Breuer an den Zuschauern vorbei. Das Unglaubliche geschah: Der mit einem Eigenbau-Wagen angetretene Münz wurde als Sieger gefeiert.
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Foto: MHA/Marc Heckert Der Arbeitsplatz eines Rennfahrers vor hundert Jahren: Spartanische Instrumentierung, dafür beste Übersicht. Nicht einmal eine Windschutzscheibe drängt sich zwischen Fahrer und Strecke. Georg Becker hat das Cockpit originalgetreu nachempfunden.
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Foto: MHA/Marc Heckert Immer im Blick des Piloten: das Thermometer für die Wassertemperatur im Kühler. Eine eigene Wasserpumpe hat der Motor nicht. Wenn es zu heiß wird, hilft nur: Anhalten und Abkühlen lassen.
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Foto: MHA/Marc Heckert Das Biest in seinem Gehege: Stolze 28 Pferdestärken entwickelt der originale Ford-Motor dank zurückhaltender – und authentischer – Tuning-Maßnahmen. Werksmäßig kam der Vierzylinder nur auf 20 PS.
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Foto: MHA/Marc Heckert Geheimrezept für flotte Kurvenfahrten: das Originalzubehör „Rocky Mountain Brakes“. Da das Model T im Auslieferungszustand an der Hinterachse nur über eine Handbremse verfügt, konnten Fahrer eine Zusatzbremse nachrüsten, bei der sich ein Bremsbelag von außen um die Bremstrommel legt.
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Foto: MHA/Marc Heckert Der Auspuff ist genau das: ein langes, gerades Rohr, aus dem es „Puff“ macht. Kein Schalldämpfer oder gar Katalysator mindert den akustischen Genuss des Fahrerlebnisses. Das Foto bietet freien Blick auf die hintere Starrachse mit querliegender Blattfederung.
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Foto: Sammlung Becker Erfolgreiches Vorbild: Gustav Münz aus Düren gewann die Eifelrundfahrt 1926 mit seinem Eigenbau auf dem Fahrgestell eines Ford Model T. Der Jubel der örtlichen Bevölkerung kannte keine Grenzen, als er die etablierten Werksfahrer der großen Autohersteller überrundete und am Ziel als Sieger ausgerufen wurde.
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Foto: Sammlung Becker Auch Motorräder rasten damals über die schlammige Eifelpiste.
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Foto: Sammlung Becker Waghalsige Manöver: Um die Kurvenlage zu verbessern, ließen sich etliche Fahrer und Beifahrer zu halsbrecherischen Aktionen hinreißen. Rennfahrer mussten sich durch Todesverachtung auszeichnen.
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Foto: Sammlung Becker Die Nummer 53, der Ford von Gustav Münz, nimmt beim Rennen eine Kurve. Auch wenn der Dürener bis heute als Sieger der letzten Eifelrundfahrt in der Literatur gefeiert wird: Tatsächlich wurde später bei einer Nachprüfung festgestellt, dass ein anderer Fahrer namens Felten aus Wermelskirchen auf einem Mannesmann-Rennwagen eine etwas besere Rundenzeit erreicht hatte und deshalb zum Sieger erklärt wurde. Der fahrerischen und technischen Leistung von Münz, der ohne Fabrik in einem Eigenbau angetreten war, tut das keinen Abbruch.
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Foto: Sammlung Becker Rudolf Carraciola, der einmal der erfolgreichste europäische Rennfahrer vor dem Zweiten Weltkrieg werden sollte, trat beim Eifelrennen als Werksfahrer der Aachener Fafnir-Autofabrik an. Die Fafnir-Boliden zierten besonders auffällige Kühlermasken.
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Foto: MHA/Marc Heckert Gesucht werden noch: Originalunterlagen zur Eifelrundfahrt 1922. Die Organisatoren hoffen auf historische Fotos, Plakate, Medaillen, Pokale oder vielleicht sogar Filme der Großveranstaltung vor 100 Jahren. Wer so etwas hat, wird gebeten, sich zu melden: www.eifelrundfahrt1922.de.
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